Nach 7 Jahren wurde am 12. November bzw. am 19. November 2020 die neue Konsolengeneration eingeläutet. Noch nie war es so schwierig, an einem dieser Geräte heranzukommen. Das ist sehr ärgerlich, doch dieses mal lohnt es sich wirklich abzuwarten bis die entsprechende Software auf dem Markt kommt, denn bis jetzt (inzwischen sind 2 Monate nach der Markteinführung vergangen) war es der bisher langweiligste Konsolenlaunch.
Xbox Series X und S
In der letzten Generation war Microsoft mit der Xbox One eindeutig der Verlierer. Das änderte sich auch nicht mehr, als man die ursprünglich geplanten DRM Maßnahmen sofort wieder verworfen hatte und den technischen Rückstand mit der Xbox One X (ein technisch verbessertes Modell vgl. ähnlich zur PS4 Pro) wieder aufholte.
Mit der Xbox Series X und S (die 4. Xbox Generation) hat Microsoft am 12. November gleich zwei Modelle auf dem Markt gebracht.
Die Xbox Series X ist die derzeit technisch beste Konsole und der PlayStation 5 leicht überlegen. Sie kostet 499 Euro und ist mit einem optischen Laufwerk komplett ausgestattet.
Die Series S hingegen ist ein technisch deutlich abgespecktes Modell ohne optischen Laufwerk. Dafür ist sie mit 299 Euro sogar günstiger als die 4 Jahre alte Nintendo Switch. Die schwächere Konsole ist eher für Gelegenheitsspieler gedacht, für die eine echte 4K Auflösung und bessere Grafik nicht so wichtig sind.
Beide Modelle sind übrigens zum Vorgänger, die Xbox One, zu 100% Abwärtskompatibel. Bei der Series S natürlich nur auf digitale Downloads beschränkt. Soweit die Fakten. Leider hatte man zur Markteinführung der neuen Geräte an die Spielesoftware nicht gedacht. Es gibt zum jetzigen Zeitpunkt kein einziges exklusives „Series“ Spiel, das für die neuen Konsolen zugeschnitten ist. Man stelle sich mal an einem Beispiel vor, Nintendo bringt das N64 mit einer Abwärtskompatibilität zum SNES heraus, aber zur Markteinführung sind weder Pilotwings 64 noch Mario 64 am Start. Stattdessen laufen SNES Spiele wie z.B. Super R-Type oder Gradius 3 ohne Ruckler auf der neuen Konsole ab.
Der Generationssprung wird bei Microsoft nämlich nicht mehr durch neue Konsolen komplett getrennt. Die Spiele sind derzeit noch in beide Richtungen kompatibel, also nicht nur Abwärts-, sondern auch Aufwärtskompatibel. Mit den Series-Modellen ist es vergleichbar, als kauft man sich einen neuen PC mit besserer Grafikkarte. Die neuen Spiele sind zwar auch auf älteren Konsolen kompatibel, laufen allerdings viel schlechter ab.
Damit hat sich Microsoft natürlich etwas dabei gedacht. Einerseits sind bei vielen Indie-Spielen, die nicht die Leistung der neuen Konsolen benötigen, nicht mehr zwanghaft zwei getrennte Versionen pro Konsole notwendig, andererseits sind die Entwicklungskosten von größeren Spielen sehr hoch geworden und man möchte diese möglichst vielen Kunden zugängig machen. Merke: Nicht jeder kann sich einfach mal unters Jahr für 500 Euro und mehr ein neues Spielsystem kaufen. Deshalb kann man die Microsoft exklusiven Spiele auch auf dem PC spielen. Sony sieht das ein wenig anders und gibt z.B. einen sog. „Game Pass“ vorerst eine Absage. Damit steht Microsoft nicht mehr ganz in Konkurrenz zu Sony. Das Konzept der Xbox ist ein ganz anderes als das der PlayStation 5.
Wer an einer Xbox Series S oder X interessiert ist, sollte sich den Youtube Kanal von OwnGalaxy anschauen. Julian hat einen guten und vor allem neutralen Vergleich der beiden Modelle gemacht.
PlayStation 5
Während man (zumindest hier in Deutschland) in den großen Elektromärkten rein gar nichts von der Xbox Series S/X mitbekam, lieferte Sony bereits eine Woche vor Verkaufsstart der PlayStation 5 die Spiele und das Zubehör an den stationären Handel aus. Die Konsole selbst wird derzeit ausschließlich nur Online über die großen Anbieter verkauft. Der Vorverkauf fand ohne Vorwarnung auf ein Zeitfenster statt, so dass viele Kunden, die um diese Zeit den normalen Arbeitsverpflichtungen nachgingen, das Gerät nicht bestellen konnten. Wer es aber bis dahin schaffte, eine Bestellung z.B. bei Mediamarkt oder Saturn aufzugeben, hat das Gerät auch nicht pünktlich am Erscheinungstag geliefert bekommen. Einige Kunden gingen bis heute leer aus, so dass inzwischen die Verbraucherzentrale Sachsen wegen z.B. unwirksamer AGBs oder irreführender geschäftlicher Handlungen die Elektrohandelskette Saturn abgemahnt hat.
Wegen der Pandemie ergab es durchaus einen Sinn, den Vorverkauf auf Onlinebestellungen zu beschränken um große Menschenansammlungen am Erscheinungstag zu vermeiden. Warum man die Verkaufspolitik weiterhin auf einen reinen Onlinevertrieb setzt und nicht zumindest eine Teillieferung dem stationären Handel zu Verfügung stellt, ist mir angesichts der großen Menge an Controllern (die ohne der Konsole nichts bringen und jetzt in den Regalen verstauben) mehr als schleierhaft. Zu Recht sind viele Kunden wütend, dass die Geräte nur in einer sehr kurzen Zeit überhaupt bestellbar waren und sich ein großer Teil davon sog. Scalper durch Kauf-Bots ergattern konnten. Eine persönliche Vorbestellung im Handel mit Aushändigung eines Abholscheines wäre ein guter Kompromiss gewesen. Diese Möglichkeit ist durch dem jetzigen Lockdown inzwischen eingeschränkt, aber in einigen Müller Filialen mit geöffneter Multimedia Abteilung, bei der Real Handelskette oder eine Abholung durch den Kunden („Klick and Collect“) wäre durchaus machbar gewesen. Mein guter Rat: Kaufen Sie nicht bei Wiederverkäufern.
Hardware:
Das Design der PlayStation 5 ist sicherlich nicht jedermanns Geschmack. Im Gegensatz zur Xbox Series S/X sind beide Versionen (mit oder ohne optischen Laufwerk) technisch identisch. Der Preis beträgt 499 Euro (Standardausführung), sowie 399 Euro für die Variante ohne Laufwerk (Digital Edition)
Sony hat mit der PlayStation 5 ein gutes Gerät auf dem Markt gebracht. Die Kühlung ist mit dem großzügig dimensionierten Kühlkörper in Verbindung von flüssigen Metall zum Hauptprozessor sehr gut gelungen. Auch die Idee, dass man zum reinigen der Konsole das Gehäuse ohne Verlust der Herstellergarantie öffnen kann, ist überzeugend. Mängel wie Spulenfiepen oder unterschiedlich laute Betriebsgeräusche durch dem Lüfter (je nach verbauten Herstellertyp) müssen noch behoben werden.
Spiele:
Bei den Spielen, die es exklusiv für die neue Konsole gibt, sieht es ein wenig besser aus als bei Microsoft. Aber außer einem Remake von Demon`s Souls oder das bereits installierte Astro`s Playroom verpasst man derzeit nichts.
Kurz nach Markteinführung wurden schon die ersten 10 Spiele beim Media Markt in der „3 für 2 Aktion“ beworben. Das bestätigt meine Vermutung, dass das Interesse an PS5 Spielen schon im Vorverkauf nicht groß genug war (die Werbung musste schon viel früher in die Wege geleitet werden) und die Konsole derzeit nur wegen der guten Abwärtskompatibilität zur PS4 (z.B. schnellere Ladezeiten durch die SSD) gekauft wird. Zum Vergleich: In Japan wurden ca. 118 000 Geräte innerhalb den ersten 4 Tagen verkauft. Nur jeder dritte Käufer der Konsole hat sich ein Spiel dazu gekauft.
Fazit:
Sowohl die Xbox Series X als auch die PlayStation 5 sind technisch sehr gute Konsolen, wobei Microsoft bei der Hardware und vor allem bei den Betriebsgeräuschen die Nase leicht vorne hat
Vergleicht man die derzeit erhältlichen Launchtitel, wird man schnell feststellen, dass keines dieser Spiele grafisch nach einer nächsten Generation aussieht. Die neue Konsolengeneration wird erst aus dem Dornröschenschlaf erwachen, wenn Spiele wie z.B. Gran Turismo 7, Horizon Forbidden West oder Halo Infinite erschienen sind. Bis dahin sollte Sony mit einer überarbeiteten Baureihe nachgebessert haben.